Verehrte Muslime!
Im vorgetragenen Koranvers sagt Allah: „Sie denken an Allah und bitten für ihre Sünden um Verzeihung, wenn sie etwas Schändliches getan oder gegen sich gesündigt haben. Und wer vergibt die Sünden, wenn nicht Allah? Und sie beharren nicht auf das (Schlechte), was sie wissentlich taten.”
Von Abû Bakr (r) wird überliefert, dass unser Prophet Folgendes sprach: „Wenn jemand sündigt und in der Folge auf schöne Weise die Gebetswaschung macht und dann zwei Rakas betet und Allah um Verzeihung bittet, so wird Allah dieser Person ganz gewiss verzeihen.” Im Koran werden verschiedene Begriffe für „Mensch“ benutzt. Wenn der Fokus auf dem Körper liegt, heißt es „Baschar“. Wenn der Fokus auf der menschlichen Seele ist, wird der Begriff „Insân“ benutzt. Die Geschichte des ersten Menschen und Propheten, Adam (a), lehrt uns die Handlung, die uns Allah nahe bringt. Nachdem er sich dem verbotenen Baum näherte, fühlte er Reue und sprach zu Allah: „Unser Herr, wir haben gegen uns selber gesündigt, und wenn du uns nicht verzeihst und dich unserer erbarmst, dann sind wir wahrlich verloren.“
Liebe Geschwister!
Was Adam zu Adam (a) machte, war seine Weisheit. Er sah seinen Fehler ein und bat Allah um Verzeihung. Wir lernen daraus, dass die Geschichte der Menschheit mit Reue begann. Aus dem Koran erfahren wir, dass der Schaytân sich wegen seines eigenen Hochmuts gegen Allah auflehnte. Er sagte zu Allah: „Du hast mich in die Irre geführt.“ Der Fehler des Menschen liegt darin, dass er seinem Nafs und seiner Lust folgt. Der Fehler des Schaytâns war Arroganz und Gier. Adam (a) verhielt sich menschlich, indem er vom Fehler zum Gehorsam zurückkehrte. Der Schaytân verhielt sich teuflisch, indem er nicht von seinem Fehler umkehrte und sich weiterhin gegen Allah auflehnte. Alle Menschen stehen vor der Wahl, ob sie geehrt werden wollen wie Adam (a) oder erniedrigt werden wollen wie der Schaytân. Entweder machen wir Menschen Tawba und erlangen eine Stufe, die sogar Engel beneiden oder wir beharren auf der Sünde und erniedrigen uns damit selbst. Dann wird sogar der Schaytân sich wundern, wie wir Menschen in so einen Zustand fallen konnten.
Verehrte Muslime!
Verschiedene Lebensphasen bringen verschiedene Fehler mit sich. Das ist so, weil unser Leben eine Prüfung darstellt. Tawba bedeutet, dass wir uns an unser Versprechen erinnern, das wir Allah gegeben haben. Nach einer Sünde kommt das Gefühl der Reue in uns auf. Dieses Gefühl ist ein Anzeichen für unseren Îmân. Wir fühlen eine Unruhe im Herzen. Diese Unruhe ist eine Chance. Wir haben die Verantwortung, diese Chance zu nutzen, um das Licht des Îmân in unserem Herzen aufrechtzuerhalten. Wir müssen aufrichtig sein und uns auf angemessene Weise Allah zuwenden. Wir erzählen ihm von unserer Reue und Trauer. Jemand, der Tawba macht, ist auf der Stufe eines neugeborenen Menschen. So sagt es unser Prophet (s). Auch wenn wir im Jenseits erst den vollen Lohn für die Tawba sehen werden, so ist ein beruhigtes Herz ein Lohn, den wir bereits in dieser Welt bekommen. Allah freut sich über jemanden, der zu ihm zurückkehrt, ähnlich wie ein Durstiger, der Wasser findet. Erinnern wir uns daran, dass die Tawba ein Geschenk Allahs ist. Im Koran bringt uns Allah bei, wie wir angemessen Tawba machen können.
Verehrte Geschwister!
Wir befinden uns im Monat Radschab. Dieser Monat bietet uns Möglichkeiten, die wir uns nicht entgehen lassen sollten. Lasst uns die Situationen, in denen wir alleine sind, als Chance begreifen und ehrlich und aufrichtig um die Vergebung unserer Sünden bitten. Unser Prophet machte 100 Mal am Tag Istiğfâr. Nehmen wir uns diese Sunna zum Vorbild. Erinnern wir uns daran, dass wir durch Allahs Barmherzigkeit leben und im Jenseits Allahs Gnade benötigen. Möge Allah uns ermöglichen, aufrichtig Tawba zu machen möge er unsere Tawba annehmen. Âmîn.
1 Sure Âl-i Imrân, 3:135
2 Abû Dâwûd, Witr, 26
3 Sure Sâd, 38:71
4 Sure Hidschr, 15:29
5 Sure Arâf, 7:23
Hutba-Nowegisch