Verehrte Muslime!
Ein zentrales Merkmal des Islams ist der Wert von Reflexion, Wissenserwerb und Forschung. Allah ruft die Menschen zum Nachdenken auf, indem er sie immer wieder fragt: „…haben sie keine Einsicht?“[1] „Merkten sie denn nicht…?“[2] „Wollen sie denn nicht über den Koran nachdenken?“[3] Denn der Islam möchte die Menschen aus der Dunkelheit der Dschâhiliyya, also der Unwissenheit, ins Licht der Wahrheit zu führen.
Liebe Geschwister!
Auch im folgenden Hadith wird deutlich, wie wichtig Ilm, also das Wissen, in unserer Religion ist: „Die Welt und die Dinge in ihr sind wertlos. Davon ausgenommen sind: Allahs zu gedenken und das, was uns ihm näherbringt; der Gelehrte, der sein Wissen weitergibt; und der Schüler, der dieses Wissen erwirbt.“[4]
In diesem Hadith wird alles Weltliche, das uns von Allah fernhält, als wertlos bezeichnet. Es werden ganz klar die Bedingungen genannt, um in dieser Welt und im Jenseits glückselig zu sein, nämlich das Gedenken Allahs, das ständige Bemühen um sein Wohlgefallen und das Streben nach Wissen.[5]
Verehrte Muslime!
An vielen Stellen des Korans werden diejenigen gerügt, die sich von den Zeichen in der Schöpfung abwenden und nicht darüber nachdenken. Sogar die Gläubigen, die den Îmân verinnerlicht haben, sollen diesen durch klare Beweise stärken. So steht in der Sure Nisâ: „O ihr, die ihr glaubt! Glaubt an Allah und seinen Gesandten und an das Buch, das er auf seinen Gesandten herabgesandt hat, und die Schrift, die er zuvor herabkommen ließ.“[6]
Ohne nachzudenken ist es ist nämlich sehr schwierig zum „tahkikî Îmân“ zu gelangen, also einem Glauben, den man durch Nachforschung erreicht. Nur diese Art von Îmân schützt vor Zweifel. In der Sure Zumar heißt es: „Sind etwa diejenigen, welche wissen, und jene, welche nicht wissen, einander gleich? Nur die Verständigen lassen sich ermahnen.“[7]
Liebe Geschwister!
Der richtige Platz für die Koranverse und das Wissen, dass sie beinhalten, ist nicht das Bücherregal, sondern das Herz der Gelehrten. Im Koran heißt es dazu: „Es ist eine Botschaft, die in den Herzen derer klar ist, denen das Wissen gegeben wurde; so bezweifeln unsere Botschaft nur diejenigen, die Unrecht tun.“[8]
In diesem Sinne haben die Gelehrten unserer Umma seit der Zeit unseres Propheten ﷺ bis heute mit aller Kraft versucht, das Wissen zu wahren und zu verbreiten.
Um die Wichtigkeit des Wissens zu unterstreichen, sagte unser Prophet ﷺ: „Sei entweder ein Gelehrter oder ein Schüler oder ein Zuhörer oder jemand, der [diese] liebt. Sei nicht der Fünfte, sonst gehst du zugrunde.“[9] Die Umma hat stets versucht, diese Anweisung zu befolgen, indem sie sowohl den Gelehrten als auch dem Wissen gegenüber immer Respekt und Ehrerbietung gezeigt hat.
Unsere Aufgabe ist es, Wege zu finden, um Wissen zu erwerben, sei es für uns selbst oder für unsere Familie. Die Wochenendkurse in unseren Moscheen sind eine von vielen Möglichkeiten hierfür. Für unsere Jugendlichen gibt es neben vielen Angeboten die „Yıldız-Kurse“. Mit den Kursen für islamische Wissenschaften, den Erkam-Gesprächszirkeln, der Qalâm-Bildungsakademie, Seminaren und vielen anderen Angeboten können wir unsere Reise des Wissenserwerbs fortführen.
Möge Allah uns Wissen und Respekt für die Gelehrten geben. Möge er uns zu den Gläubigen zählen, die nachdenken und ihren Îmân stärken. Âmîn.
[1] Sure Yâsîn, 36:68
[2] Sure Tâhâ, 20:89
[3] Sure Muhammed, 47:24
[4] Tirmizî, Zuhd, 14, Hadith Nr. 2322
[5] Vgl. Mubârakfûrî, Tuhfat al-Ahwazî, 1990, 6/504-505
[6] Sure Nisâ, 4:136
[7] Sure Zumar, 39:9
[8] Sure Ankabût, 29:49
[9] Ibn Batta, el-Ibâna, 1/341, Hadith Nr. 210
Der Beitrag Wissen und Îmân erschien zuerst auf Islamische Gemeinschaft Millî Görüş (IGMG).