Verehrte Muslime!
Der Prophet Sâlih (a) sprach zu seinem Volk: „O mein Volk! Dient Allah! Ihr habt keinen anderen Gott als ihn. Er hat euch aus der Erde hervorgebracht und euch zu ihrem Aufbau beauftragt. Darum bittet ihn um Verzeihung, alsdann wendet euch ihm reumütig zu.“[1] Sâlih (a) erinnerte sein Volk mit diesen Worten an die Gaben Allahs, aber gleichzeitig auch an die Verantwortung, sich für eine bessere Welt einzusetzen. Wer dies nicht tut, den fordert Allah im Koran auf: „Stiftet auf Erden kein Verderben, nachdem in ihr Ordnung herrscht.“[2]
Liebe Geschwister!
Wie umfassend die Konzepte von Unheil und Verderben sind, zeigt der folgende Hadith: Als einmal ein Trauerzug an unserem Propheten ﷺ vorbeizog, sagte er: „Dieser (der Tote) ist entweder ‚mustarih‘ oder ‚mustarahun minh‘.“ Seine Gefährten fragten ihn, was das zu bedeuten habe. Unser Prophet ﷺ antwortete: „‚Mustarih‘ ist ein Mumin, ein gläubiger Diener. Er ist von der Qual und Anstrengung der Welt befreit und hat die Barmherzigkeit Allahs gewonnen. Der andere ist hingegen ein Sünder, von dem die Menschen, Städte, Pflanzen und Tiere endgültig befreit sind und nun zur Ruhe kommen.“[3] Aus dieser Überlieferung geht hervor, dass wir Muslime für unsere Umwelt verantwortlich sind. Ihr zu schaden gilt hingegen als „Fasâd“, also Verderbnis.
Verehrte Muslime!
Auch wenn wir der Umwelt nicht absichtlich schaden wollen, sind wir infolge der Industrialisierung an ihrer Zerstörung mitbeteiligt. Die Menschheit nutzt heute Produktionsformen, die zwar mehr wirtschaftlichen Gewinn versprechen, jedoch der Umwelt schaden. Unsere grenzenlose Habsucht führt dazu, dass wir die Natur allmählich zerstören.
Viele Länder nehmen für wirtschaftliches Wachstum Luftverschmutzung oder Erderwärmung billigend in Kauf.
Die Folgen lassen sich kaum noch kontrollieren und schaden nicht nur der Umwelt, sondern allen Lebewesen. Unser Prophet ﷺ sagte: „Fürchtet Allah (in der Behandlung) dieser sprachlosen Tiere. Reitet sie, solange sie gesund sind, und esst sie, wenn sie gut gehalten wurden.“[4] Wenn wir also Tiere, die uns ebenfalls von Allah anvertraut wurden, als Ware betrachten, unterstützen wir damit indirekt das vorherrschende System. Außerdem sollten wir die Produkte von Konzernen meiden, die besonders in den Entwicklungsländern Arbeitskräfte ausbeuten und damit Menschenrechte missachten. Ein Mumin kann nicht die Einstellung „Hauptsache günstig“ vertreten. Unser Prophet ﷺ sagte: „Wer zum Guten aufruft, bekommt dieselbe Belohnung, wie der Wohltäter.“[5] Unsere Mitmenschen darauf aufmerksam zu machen, gilt somit ebenfalls als eine gute Tat. Allein in Deutschland werden beispielsweise jährlich rund 3 Milliarden Plastikbecher weggeworfen.[6] Für uns bedeutet das, dass wir Plastik unserer Umwelt zuliebe weitestgehend vermeiden sollten.
Liebe Geschwister!
Viele der angesprochenen Themen kommen unter Muslimen zu kurz und das, obwohl Allah uns als Statthalter auf der Erde eingesetzt hat. Gerade wir Muslime, die dem Willen Allahs ergeben sind, sollten uns dies ernsthaft bewusst machen. Im Koran heißt es: „Wenn die Erde heftig von ihrem Beben erschüttert wird und die Erde ihre Last herauswirft und der Mensch ausruft: ‚Was ist mit ihr?‘ An diesem Tage wird sie ihre Erlebnisse erzählen.“[7] Am Jüngsten Tag wird Allah also die Erde zu Wort kommen und über unsere guten Taten, aber auch Sünden berichten lassen.
Mögen wir uns stets bewusst sein, dass die Reichtümer dieser Welt lediglich uns anvertraute Güter sind. Möge Allah uns in das Paradies eintreten lassen. Möge die Welt am Jüngsten Tag für und nicht gegen uns aussagen. Âmîn.
[1] Sure Hûd, 11:61
[2] Sure Arâf, 7:56; Vgl. auch Sure Arâf, 7:85
[3] Buhârî, Rikâk, 42, Hadith Nr. 6512; Muslim, Dschanâiz, 21, Hadith Nr. 950
[4] Abû Dâwûd, Dschihad, 47, Hadith Nr. 2548
[5] Tirmizî, Ilm, 14, Hadith Nr. 2670
[6] Deutsche Umwelthilfe: www.duh.de/becherheld-problem
[7] Sure Zilzâl, 99:1-4
Hutba-Die Welt ist uns anvertraut
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