Verehrte Muslime!
Im Koran heißt es: „Segensreich ist der, der im Himmel Sternbilder anbrachte und eine Leuchte und einen lichten Mond! Er ist es, der die Nacht und den Tag einander folgen lässt — für den, der sich ermahnen lassen oder dankbar sein will.“[1] Die Existenz des Menschen und aller anderen Geschöpfe ist auf einen bestimmten Raum und eine bestimmte Zeit beschränkt. Der Raum, also unsere Lebensorte, sind sichtbar und greifbar. Ihr Wert ist deshalb leicht erkennbar. Der Begriff der Zeit ist abstrakter. Deswegen ist es schwierig, ihren Wert zu erkennen. Wenn wir Individuen und Gemeinschaften betrachten, denen Allah die Verantwortung über einen Raum gegeben hat, erkennen wir eine Gemeinsamkeit: Sie sind sich des Wertes der Zeit bewusst.
Liebe Geschwister!
Wir Muslime Glauben an Allah, seinen Gesandten und an das Jenseits. Zu unseren Aufgaben gehört es auch, die Welt zu einem besseren Ort zu machen. Dabei gilt für uns folgender Maßstab: „Das irdische Leben ist nur ein Spiel und ein Scherz. Doch das jenseitige Haus ist für die Gottesfürchtigen besser. Seht ihr das nicht ein?“[2] Das wirkliche, ewige Leben erwartet uns im Jenseits. Der Gelehrte Hasan al-Basrî sagt: „O Mensch, dich gibt es nur für ein paar Tage. Jedesmal, wenn ein Tag vergangen ist, ist etwas von dir dahingegangen.“[3]
Außerdem sagte er in Bezug auf die Sahâba: „Ich habe Menschen gesehen, denen ihre Zeit (nützlich zu verbringen) wichtiger war, als für euch eure Dirham und Dinare sind.“[4] Der Kalif Umar bin Abdulaziz wies auf die Bedeutung der Zeit mit folgenden Worten hin: „Tag und Nacht arbeiten daran, dein Leben zu einem Ende zu bringen. So nutze du den Tag und die Nacht um Gutes zu tun.“[5]
Liebe Geschwister!
Wir leben in einer Zeit, in der die Anziehungskraft weltlicher Dinge immer stärker wird und das Jenseits immer mehr ignoriert wird. Überall ist das Weltliche das Maß aller Dinge. Es steht im Fokus des Lebens, oder es wird regelrecht aufgezwungen. Im Koran steht: „Nein! Ihr liebt das schnell Vergängliche und vernachlässigt das Jenseits.“[6] Dieser Vers beschreibt kurz und knapp unsere Lage. Man findet aber kein Glück, in dem man sich mit der Welt beschäftigt. Der große Yunus Emre sagte kurz und prägnant: „Wessen Sorgen das Weltliche ist, der hat Sorgen so groß wie die Welt.“ Wer sich aber das Jenseits zum Ziel nimmt, findet durch seine guten Taten sowohl im Diesseits als auch im Jenseits Glück und Zufriedenheit.
Verehrte Muslime!
Unser Prophet ﷺ sagte: „Der Erfolgreichste unter euch ist derjenige, dessen Leben am längsten währt und der Gutes tut.“[7] Allah möge uns ein gesundes und gutes Leben schenken. Möge er uns zu denjenigen gehören lassen, die das Geschenk der Zeit gebührend nutzen. Möge Allah uns und alle, die wir lieben, zu den Dienern gehören lassen, die durch ihre guten Taten in seine Gegenwart gelangen. Âmîn.
[1] Sure Furkân, 25:61-62
[2] Sure An’âm, 6:32
[3] Ahmad bin Hanbal, Kitâb az-Zuhd, 2/392, Nr. 1591
[4] Abû Gudda, Kîmat az-Zaman, S. 27
[5] Abû Gudda, Kîmat az-Zaman, S. 27
[6] Sure Kiyâma, 75:20-21
[7] Tirmizî, Zuhd, 20
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