„Weltweit sind 120 Millionen Menschen auf der Flucht, immer mehr wegen der Folgen des Klimawandels: Hunger, Armut und Perspektivlosigkeit. Die Weltgemeinschaft muss sich ihrer Verantwortung bewusst werden und sich der Herausforderung stellen“, erklärt Ali Mete, Generalsekretär der Islamischen Gemeinschaft Millî Görüş (IGMG) anlässlich des Weltflüchtlingstags. Ali Mete weiter:
„Der Ausblick in die Zukunft elementarer Menschenrechte hätte am Weltflüchtlingstag nicht schlechter ausfallen können: Innenminister überbieten sich mit Forderungen nach Auslagerung von Asylverfahren in Drittstaaten oder sie fordern die Abschiebung von Menschen in unsichere Länder. Gleichzeitig sollen Flüchtlinge mit allen Mitteln daran gehindert werden, ihre Länder zu verlassen, während Entwicklungs- und humanitäre Hilfe gekürzt werden sollen, bei gleichzeitigem Anstieg des Exports von Waffen und Munition ins Ausland.
Hinzu kommen die unberechenbaren Folgen des Klimawandels für Millionen Menschen, die aufgrund von Umweltkatastrophen in die Flucht geschlagen werden. Wer es dennoch schafft, irgendwie lebend nach Europa, insbesondere Deutschland zu kommen, soll abgeschreckt und zur ‚freiwilligen Rückkehr‘ gezwungen werden durch schikanöse Bezahlkarten und andere widrige Bedingungen in überfüllten Sammelunterkünften.
Wir erleben an diesem Weltflüchtlingstag eine Politik, die getrieben ist von populistischer Kurzsichtigkeit, ohne Sinn und Verstand, sowie fernab jedwedem Verantwortungsgefühl. Eine Politik, die sich offensichtlich nicht für Fluchtursachen interessiert, sondern nur noch nach eigenem Vorteil strebt. Angesichts der zum Weltflüchtlingstag bekannt gewordenen dramatischen Faktenlage ist diese Politik fatal und führt unsere Werte und unser Menschenbild geradeaus ins Verderben.
Die Islamische Gemeinschaft wiederholt ihren Appell an die Bundesregierung, an die Europäische Union und an die Weltgemeinschaft: Eine Asyl- und Flüchtlingspolitik, die sich an humanitären Grundsätzen orientiert; eine Entwicklungs- und humanitäre Hilfe, die Not und Armut nachhaltig bekämpft; die Bekämpfung von Fluchtursachen, unter anderem durch Verhinderung von kriegerischen Auseinandersetzungen; eine weitsichtige Umweltpolitik, die den Gefahren durch den Klimawandel vorbeugt.
Wir wissen, dass wir nicht alleine sind mit unserem Appell. Eine deutliche Mehrheit (73 Prozent) der Menschen in über 50 Ländern sind einer aktuellen UNHCR-Umfrage zufolge für die Unterstützung und den Schutz vertriebener Menschen – auch im eigenen Land. Stand Mai 2024 waren weltweit mehr als 120 Millionen Menschen auf der Flucht. Alleine im vergangenen Jahr wurden Oxfam-Angaben zufolge 3,4 Millionen Menschen aufgrund von Überschwemmungen und Dürren aus ihren Häusern vertrieben.
Menschen in Ländern, die nahezu keine CO2-Emissionen verursachen, sind zugleich auch die am meisten Betroffenen. Anders gesagt: Wir sind Verursacher von Fluchtursachen – gleich in mehrfacher Hinsicht. Es ist höchste Zeit, dass wir unserer daraus resultierenden Mitschuld und Verantwortung Rechnung tragen. Die bisherige Linie wird die angespannte Situation weltweit weiter verschärfen.“