„Wer die Kausalkette zwischen Rassismus und Altersarmut nicht unterbricht, zahlt am Ende die Rechnung“, erklärt Ali Mete, Generalsekretär der Islamischen Gemeinschaft Millî Görüş (IGMG). Anlass sind Befunde der Studie „Grenzen der Gleichheit: Rassismus und Armutsgefährdung“ des Deutschen Zentrums für Integrations- und Migrationsforschung (DeZIM). Danach haben Betroffene von rassistischer Diskriminierung ein deutlich erhöhtes Armutsrisiko. Dies gilt auch bei einem hohen Bildungsniveau und Erwerbstätigkeit. Unter den benachteiligten Gruppen sind Musliminnen und Muslime mit am stärksten betroffen. Ali Mete weiter:
„Die Studie bestätigt langjährige Beobachtungen und Erfahrungen der Islamischen Gemeinschaft. Für die Betroffenen ist Rassismus nicht nur ein psychisches oder strafrechtliches Problem, sondern auch ein finanzielles. Rassistisch motivierte Diskriminierungen wirken sich erheblich auf die wirtschaftliche Situation aus – sowohl auf der Einkommens- als auch auf der Ausgabenseite. Betroffene werden trotz gleicher Qualifikation und Arbeit oft schlechter bezahlt oder müssen für eine Wohnung eine höhere Miete zahlen, um überhaupt eine Chance gegenüber nicht benachteiligten Mitbewerbern zu haben.
Die Befunde dieser Studie sind ein klarer Handlungsauftrag an die Politik. Der Kampf gegen Rassismus kann mit Symbolpolitik und Sonntagsreden nicht gewonnen werden. Erforderlich sind handfeste Schritte. Zuallererst gehört das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz grundlegend reformiert. Rechte von Betroffenen müssen signifikant gestärkt werden. Dass staatliche Stellen nicht in den Anwendungsbereich des Gleichbehandlungsgesetzes fallen, ist ein Armutszeugnis – gerade der Staat müsste hier Vorbild sein. Zum Kampf gegen Rassismus gehört auch, dass die Politik aufhört, selbst rassistische Vorurteile zu verbreiten. Die Islamische Gemeinschaft jedenfalls ist zutiefst besorgt vom Rechtsruck bürgerlicher Parteien.
Wer das Problem heute nicht ernst nimmt, zahlt am Ende die Rechnung. Beim Thema Altersarmut spielt es keine Rolle, ob die Betroffenen Deutsche oder Ausländer sind oder woran sie glauben. Wer im Alter von seinen Ersparten und von seiner Rente nicht leben kann, den müssen Staat und Gesamtgesellschaft unterstützen. Eine weitsichtige Politik sorgt vor und fängt an, die Ursachen zu bekämpfen – und die heißt auch Rassismus.“