„Rund jede Vierte eingewanderte Person in Deutschland spricht zu Hause ausschließlich Deutsch und nicht mehr die Muttersprache. Eine denkbar schlechte Entwicklung“, erklärt Ali Mete, Generalsekretär der Islamischen Gemeinschaft Millî Görüş (IGMG). Anlass ist der Internationale Tag der Muttersprache, der seit dem Jahr 2000 die Förderung und Nutzung von Mehrsprachigkeit anmahnt. Ali Mete weiter:
„Amtlichen Zahlen zufolge sprechen immer mehr Menschen mit Migrationserfahrung zu Hause Deutsch. Das ist eine erfreuliche Entwicklung. Sprache ist ein wichtiger Schlüssel zur Teilhabe am sozialen und wirtschaftlichen Leben. Leider sprechen aber auch immer mehr Menschen mit ausländischen Wurzeln zu Hause ihre Muttersprache überhaupt nicht mehr. Das wiederum ist ein großer Verlust und keine gute Entwicklung.
Der Welttag der Muttersprache mahnt nun seit fast einem Vierteljahrhundert die Förderung und Nutzung von Mehrsprachigkeit an. Dass in Deutschland die Nutzung nichtdeutscher Sprachen demgegenüber immer weiter zurückgeht, sogar im häuslichen Umfeld, ist ein fast irreparables Versäumnis der Politik. Sie betrachtet die Nutzung oder Nichtnutzung der Muttersprache zu Hause irrtümlich als Integrationsfaktor und übt damit Druck auf Menschen mit ausländischen Wurzeln aus.
Wer zu Hause nicht Deutsch spricht, gilt demnach als nicht oder wenig integriert. Ein Befund, der sich wissenschaftlich nicht nur nicht belegen lässt, sondern weitreichende negative Folgen hat: Kinder erleiden sprachliche und emotionale Nachteile bei der Entwicklung. Zahlreiche Studien attestieren diesen Kindern sogar langsamere Lern- und Aufnahmefähigkeit von Fremdsprachen.
Deshalb wird die Islamische Gemeinschaft ihre Arbeit in der muttersprachlichen Bildung fortführen und Mehrsprachigkeit weiterhin fördern. Kinder sollten in einem natürlichen, gesunden sprachlichen Umfeld aufwachsen und daraus Kraft und Selbstvertrauen schöpfen. Die Stigmatisierung von ausländischen Sprachen hingegen bewirkt das Gegenteil. Wir lehnen das entschieden ab und fordern ein Umdenken. Sprachenvielfalt ist eine Bereicherung, keine Belastung.“