Deutschland hat eine starke Zivilgesellschaft. Städte und Kommunen sollten sie bei der Aufnahme und Versorgung von Geflüchteten mitdenken. Moscheegemeinden sind weiterhin bereit, tatkräftig zu unterstützen“, erklärt Ali Mete, Generalsekretär der Islamischen Gemeinschaft Millî Görüş (IGMG). Anlass ist die zunehmend populistischer geführte Flüchtlingsdebatte aufgrund steigender Flüchtlingszahlen. Ali Mete weiter:
„Zweifelsohne stehen wir aufgrund der steigenden Geflüchtetenzahlen vor Herausforderungen. Allerdings sind diese größtenteils hausgemacht und keine Frage des Könnens, sondern vielmehr eine Frage des Wollens. Deutschland hat eine starke Zivilgesellschaft, die bei humanitärer Hilfe, Großes zu leisten imstande ist. Das hat sie bereits 2015 eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Mitunter Hunderte Moscheegemeinden haben mit angepackt, Unterkünfte zur Verfügung gestellt, neu ankommende Menschen betreut und wertvolle Integrationsarbeit geleistet.
Wenn Städte und Kommunen jetzt vom vermeintlichen ‚Kollaps‘ und von ‚Krise‘ reden, stellt sich die Frage, warum ebendiese starke Zivilgesellschaft nicht einbezogen wird? Bisher jedenfalls wurden Moscheegemeinden selten um Unterstützung gefragt, was angesichts der nicht lange zurückliegenden positiven Erfahrungen überraschend ist. Die Islamische Gemeinschaft ist jedenfalls weiterhin bereit und gewillt, mit ihren bundesweit rund 300 Moscheegemeinden Städte und Kommunen bei der Aufnahme und Versorgung von Geflüchteten zu unterstützen – tatkräftig, Hand in Hand und vor Ort.
Zugleich beobachtet die Islamische Gemeinschaft die aktuell wieder populistischer geführte Flüchtlingsdebatte mit wachsender Sorge. Sie wird immer weiter nach rechts verschoben und spielt Rechtsextremisten in die Hände. Wie Umfragen belegen, ist das der falsche Weg und brandgefährlich. Die Flüchtlingspolitik ist nicht geeignet, um Stimmen am rechten Rand einzusammeln, im Gegenteil. Wer mit Flüchtlingspolitik Angst sät, wird an der Wahlurne beängstigte Wählerinnen und Wähler ernten.
Die Islamische Gemeinschaft wiederholt ihre Forderung nach einer weitsichtigen Flüchtlingspolitik, die Verantwortung übernimmt. Es ist unverständlich, dass die Vereinten Nationen erneut Alarm schlagen, weil nahezu sämtliche Ziele zur Fluchtursachenbekämpfung deutlich verfehlt wurden. Die Menschen werden so lange fliehen, bis sie in ihren Herkunftsländern wieder in Würde leben können. Statt daran zu arbeiten, ihre Lebensqualität anzuheben, werden Pakte ausgehandelt, die Menschen gewaltsam an der Ausreise hindern sollen. Das ist keine Politik, die wir mit unserem Gewissen vereinbaren können.“