„Was die Islamische Gemeinschaft bereits seit vielen Jahren fordert, formuliert jetzt auch die Wissenschaft: Deutschland braucht eine Religionspolitik, die der religiösen Vielfalt in der Gesellschaft gerecht wird“, erklärt Ali Mete, Generalsekretär der Islamischen Gemeinschaft Millî Görüş (IGMG). Anlass sind Befunde aus dem aktuellen „Religionsmonitor 2023“. Ali Mete weiter:
„Die Gestaltung einer modernen, gegenwartstauglichen Religionspolitik ist ein klarer Handlungsauftrag aus dem aktuellen Religionsmonitor. Sie muss der religiös-weltanschaulichen Vielfalt im Land verpflichtet sein. Das geht nicht nur aus der verfassungsrechtlich gebotenen staatlichen Neutralität hervor, sondern ist auch ein ausdrücklich formulierter Auftrag der Studienverfasserinnen und -verfasser an die Politik. Ein weiterer wichtiger Punkt: Die Vermittlung von interreligiöse Grundkompetenzen in der Schule gehört deutlich ausgebaut.
Insgesamt macht der Religionsmonitor Hoffnung, zeigt aber auch einige besorgniserregende Trends auf. Positiv ist, dass die grundgesetzlich verankerte Religionsfreiheit weiter auf breite Zustimmung stößt. Im Zehnjahresvergleich hat sie jedoch abgenommen. Gut jeder Dritte hält die Pluralität der Bekenntnisse inzwischen für eine ‚Bedrohung‘ und nur 29 Prozent bezeichneten sie als ‚Bereicherung‘. Dass unter Musliminnen und Muslimen die Angst vor religiöser Pluralität mit 20 Prozent am wenigsten verbreitet ist, ist erfreulich, aber nur ein schwacher Trost.
Bedenklich ist auch, dass das Wissen über religiöses Leben in Deutschland relativ gering ausfällt. Nur gut jeder vierte in Deutschland gibt an, viel über muslimisches Leben zu wissen. Dieser Befund beinhaltet auch einen Auftrag an uns als islamische Gemeinschaft.
Erfreulich ist, dass Befragte mit muslimischem Glauben den mit Abstand intensivsten Freizeitkontakt zu Personen anderer Religionsgruppen haben. Die Autorinnen und Autoren der Studie leiten daraus ab, dass Musliminnen und Muslime ‚in starkem Maße sozial integriert sind‘. Darauf können wir weiter bauen. Denn dem Religionsmonitor zufolge sind Kontakte zwischen Menschen unterschiedlicher religiöser Zugehörigkeit geeignet, Vertrauen zu stiften und Vorbehalte zu minimieren.
Mit Beobachtungen und Erfahrungen aus unseren Moscheegemeinden deckt sich, dass Religion sich positiv auf den gesellschaftlichen Zusammenhalt auswirkt. Der Erhebung zufolge zeigen Menschen, die regelmäßig zum Gottesdienst gehen, mehr zwischenmenschliches Vertrauen als andere. Von besonderer Bedeutung ist der Studie zufolge die ‚gemeinschaftsstiftende Kraft religiöser Gemeinden‘. Dieser Befund spricht für sich.“