„Rechtsextreme Schülerinnen und Schüler sind nicht das einzige Problem an unseren Schulen, wie jüngste Berichte nahelegen. Auch rechtsextreme Lehrkräfte sind eine Gefahr“, erklärt Ali Mete, Generalsekretär der Islamischen Gemeinschaft Millî Görüş (IGMG). Anlass sind zwei laufende Fälle gegen Lehrkräfte an Schulen in Ravensburg und Berlin. Ali Mete weiter:
„Der Hilferuf von Lehrkräften über rechtsextreme Bestrebungen an Schulen kommt nicht überraschend. Ausgrenzung, Mobbing und Gewalt sind für viele Schülerinnen und Schüler leider Alltag an unseren Schulen. Das Problem ist aber viel größer, als es der wichtige Brandbrief der Lehrerinnen und Lehrer vermuten lässt.
Leider gibt es an unseren Schulen auch viele Lehrkräfte, die selbst mit rechtsextremen Positionen auffallen. Die allermeisten Fälle werden von den Betroffenen aus Angst vor Repressalien nicht öffentlich gemacht. Schulleitungen wiegeln oft ab, verharmlosen oder ergreifen Partei für die Lehrkräfte. Oft sind es Andeutungen oder abwertende Bemerkungen in Zweiergesprächen, die die Gesinnung zwar erkennen lassen, aber nicht nachweisbar sind. Schülerinnen und Schüler sowie ihre Familien werden oft allein gelassen und müssen schweigen – meist aus Angst vor schlechten Noten, Mobbing oder anderen Repressalien.
Muslimische Schülerinnen und Schüler und ihre Familien sind oft mehrfach betroffen. Neben allgemeinem Rassismus müssen sie häufig auch Islamfeindlichkeit in unterschiedlichen Ausprägungen ertragen. Insbesondere muslimische Schülerinnen, die ein Kopftuch tragen, sind in besonderem Maße Vorurteilen und antimuslimischem Rassismus ausgesetzt. Die zahlreichen Anfragen an die Islamische Glaubensgemeinschaft und die Hilflosigkeit der Betroffenen zeigen, dass das Problem strukturell verankert ist und keinesfalls als Einzelfälle abgetan werden dürfen, wie aktuell zwei Fälle aus Ravensburg und Berlin zeigen.
Die Politik ist gut beraten, den Brandbrief der Lehrerinnen und Lehrer zum Anlass zu nehmen, Rechtsextremismus und jede andere Form von Rassismus an Schulen auf die Tagesordnung zu setzen – unabhängig davon, ob er von Schülerinnen und Schülern oder von Lehrerinnen und Lehrern ausgeht.
Zweifellos leistet die große Mehrheit der Lehrerinnen und Lehrer hervorragende Arbeit und steht Betroffenen zur Seite. Aber nicht wenige schweigen aus Angst vor persönlichen Nachteilen oder aus falsch verstandener Solidarität mit der Lehrerschaft. Umso wichtiger ist es, den Täterinnen und Tätern deutlich zu machen, dass ihre Untaten an Schulen und anderswo nicht geduldet werden. Wenn es um Rassismus geht, ist jeder einzelne Fall zu viel und muss mit aller Konsequenz geahndet werden. Das ist wichtig, damit Rassismus keine Schule macht.“