„Eine Impfpflicht verstößt bei Abwägung aller Umstände nicht gegen islamische Grundsätze. Wer sich impfen lässt, übernimmt Verantwortung für sich selbst und für die Allgemeinheit.“, erklärt Kemal Ergün, Vorsitzender der Islamischen Gemeinschaft Millî Görüş (IGMG). Anlass sind laufende Diskussionen über eine mögliche Impfpflicht. Kemal Ergün weiter:
„Die Erhaltung und der Schutz des menschlichen Lebens ist eine der obersten Pflichten, die Allah uns Menschen aufgetragen hat. Die Corona-Pandemie ist eine ernste Gefahr für das menschliche Leben. Am Virus sind weltweit bereits Millionen Menschen erkrankt und haben ihr Leben verloren.
Angesichts dieser Bedrohungslage ist es unsere Pflicht, Maßnahmen zu ergreifen, die geeignet sind, das Leben zu schützen und Schaden abzuwenden, im Krankheitsfalle gilt der Hadith: ‚Lasst euch heilen!*‘ Zugleich gebietet der Islam die Wahrung des Verstands, das Handeln nach Vernunft, mithin nach gesicherten wissenschaftlichen Erkenntnissen.
Bei Abwägung aller Gesamtumstände, der Gefahren und der zu schützenden Güter, widerspricht eine derzeit in Diskussion stehende Impfpflicht islamischen Grundsätzen nicht. Anders verhält es sich lediglich beim Impfzwang unter Anwendung körperlicher Gewalt.
Vor diesem Hintergrund appelliert die Islamische Gemeinschaft an die Vernunft und ruft zum Impfen auf, sofern keine gesundheitlichen Gründe entgegenstehen. Das gebietet sowohl die Verantwortung für das persönliche Wohl als auch für das der Allgemeinheit.
Zugleich appelliert die Islamische Gemeinschaft an Impfstoffhersteller, das Wohl der Menschheit wirtschaftlichen Interessen nicht nachzuordnen. Reiche Industriestaaten stehen ebenso in der Pflicht, für eine gerechte Impfstoffverteilung rund um den Globus zu sorgen. Dazu gehört es auch, die Freigabe von Impfpatenten nicht weiter zu blockieren.“
*Abû Dâwûd, Sunan, 10/371, Hadith Nr. 3371
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